Dritte Lizenzklasse: Beharrungsvermögen gegen Vernunft?
Um die seit Jahren geplante Klasse K(annix) war es relativ ruhig geworden. Auch weil sich die Novellierung des AfuG durch den Gesetzgeber verzögerte. Darin ist bereits diese Lizenzklasse und Durchführung von Afu-Prüfungen durch Vereine enthalten.
Es ist bereits alles ausformuliert (!), wie Thilo Kootz u.a. in: https://media.ccc.de/v/afu-rundertisch (Minute 38-42) informierte.
Der Diesel-Skandal war Schuld das nun für den Amateurfunk zuständige Ministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) andere Sorgen hatte, als sich um den Amateurfunkdienst zu kümmern.
Aber Funkgeräte im KFZ (ab 2020) mit Smartphon-Handys gleichzusetzen und den PTT-Betrieb verbieten, dafür war noch Zeit.
So hängen Funkverkehr und Straßenverkehr eben eng zusammen (HI). Zumindest wenn Politiker Regulierungsbedarf sehen.
Die Bemühungen solche Vorhaben in Gesprächen mit Zuständigen am Köcheln zu halten hat der RTA (Runder Tisch Amateurfunk) stets im Auge behalten und engagiert vorangetrieben.
Ende November 2017 wurde nun bekannt, dass die Diskussion über die Einführung einer weiteren Lizenzklasse "auf unbestimmte Zeit" vertagt wurde, "weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass mit einer solchen Einführung das Selbstbauprivileg der Funkamateure eingeschränkt werden könnte."
Ach so? Das fällt den Beteiligten (RTA, Ministerium, BNetzA) nach jahrelanger Beschäftigung mit diesem Thema plötzlich ein?

 
Aber man wünscht sich weiterhin eine neue Lizenzklasse in einem 3-stufiges Lizenzsystem nach US-Vorbild und tut einfach so, als würden immer noch Überlegungen über die Ausgestaltung dieser K(annnix) Klasse angestrengt.
Die Unsinnigkeit einer weiteren Einsteigerklasse, weil ja mit dem DN-Call jeder Interessierte unter Anleitung in den Amateurfunk reinschnuppern und sich so gezielt auf eine Lizenzprüfung vorbereiten können, scheint man immer noch nicht begriffen zu haben.
Das z.B. 11-jährige (DO7UET) die Prüfung zur Klasse E und sogar zur Klasse A (DL2JJ) bestehen können, passt nicht ins Bild.

 
Diese sich als Vereinsmitglieder gewünschten "Hobby-Einsteiger" der Klasse K(annix) wären dann lizensierte Funkamateure!
"Gestörte" Anwohner fragen nicht nach der Lizenzklasse und Qualifikation!
Wie unbedarft muss man sein, sich solche
"Funkamateure" zu wünschen?
Man untergräbt damit den Funkdienst Amateurfunk in dem man ihn quasi auf die Stufe des Jedermannfunks stellt. Die Industrie und der Gesetzgeber, die den Amateurfunk sowieso als eine Traditionsveranstaltung sehen, könnten dann auf den Gedanken kommen auch unser Amateurfunkgesetz in Frage zu stellen.
Vielleicht werden dann Vereins-Obere und deren RTA-Vertreter wach und sind erstaunt, wenn es zu spät ist noch etwas zu ändern.
Beispiele misslungener Einflussnahmen, bezüglich EMVG-Novellierung und Handynutzung im Auto, sind wohl schon vergessen?
  
Tun wir mal so und folgen dem Gedanken, die Klasse K würde inhaltlich der "Technican Class" des 3-stufigen Afu-Lizenzsystems der USA, entsprechen:
Prüfungsvoraussetzung
35-Fragen zu grundlegenden Vorschriften, Betriebsdienst, Elektronik (mit Schwerpunkt auf VHF und UHF-Anwendungen).
Privilegien:
Alle VHF- und UHF-Amateurbänder, also alle Frequenzen über 30 MHz, alle Betriebsarten, 1500 W PEP.
Weitere KW-Bandnutzung: (Nur Telegrafie)
80m = 3,525 - 3,600 MHz, max. 200 W PEP.
40m = 7,025 - 7,125 MHz, max. 200 W PEP.
15m = 21,025 - 21,200 MHz, max. 200 W PEP.
Eigenbau/Selbstbau von TRX:
Keine Beschränkungen.
CW-Betrieb:
Kenntnis von Morsezeichen ist auch für diese Lizenzklasse nicht erforderlich.
 
Wenn eine 3. Lizenzklasse so für DL adaptiert und ähnlich ausgestattet ist, wird es mit Sicherheit Diskussionen mit Inhabern der jetzigen Einsteigerklasse E (DO-Pfx.) kommen, welche dann ihre Möglichkeiten mit Sicht auf die neue Klasse erweitern wollen.
Desweiteren ist ernsthaft eine Absenkung des Niveaus der technischen Kenntnisse und Einhaltung von bewährten Standards des Betriebsdienstes und in diesem Zusammenhang zum Beispiel auch die konsequente Einhaltung der IARU-Bandpläne zu befürchten.
Ein Vorstandsmitglied eines Afu-Vereins denkt laut an folgende Entwicklung seines Vereins im 10-Jahres Bereich:

"..Öffnung ... für Andere, an Funk-und Elektronik Interessierte." und "Eine Gemeinschaft, die Spaß an der Technik hat."
Na Prima! Deutsche Spaßfunker vereinigt Euch! Welche lizensierten Funkamateure könnten sich diese Entwicklung wünschen?
Sprechfunkanwender (Hobbyfunker) vom CB-Funk, Freenet, SRD (vormals LPD), PMR, DMR usw. werden dann mit Funkamateuren gleich gesetzt, in einen Topf geworfen.
Die Afu-Vereine schaffen es kaum ihre Mitglieder konsequent zu vertreten und holen sich dann noch Funkanwender ins Boot?
Das geht sogar noch über die unsinnige zusätzliche Unbedarft-Einsteigerklasse hinaus. Hat man denn keine anderen Sorgen?
Nur mal zum Nachdenken...
Zu den Mitgliederzahlen im RSGB schrieb das engl. Afu-Magazins "Radcom", dass die Anzahl der RSGB-Mitglieder seit 1993 um 29,5% gesunken ist. Das nach Einführung der dortigen "Entry Level Licence"!
 
Redaktion QSLonline
29.01.2019